3 Fragen an ...
Kai Gondlach, Zukunftsforscher (M.A.), Autor und Keynote Speaker sowie Geschäftsführer des PROFORE Zukunftsinstituts
Wie wird KI die Arbeitsplätze in den nächsten 20 Jahren verändern?
Einerseits fundamental, andererseits vielleicht weniger, als manche denken. Über KI wird in 20 Jahren niemand mehr sprechen, wir sprechen ja heute auch nicht mehr über den Strom, der unsere Computer und andere elektrische Geräte antreibt (höchstens dessen Ursprung). KI wird ähnlich normal sein. Interessant wird das Wechselspiel verschiedener KI-Agenten, die unterschiedliche Aufgaben für uns übernehmen im Privaten und im Beruf, welche wiederum untereinander vernetzt sind. Im besten Fall achtet eine meiner KIs auch darauf, dass ich besser auf mich und meine Gesundheit achte; und wer weiß, vielleicht richtet sie auch selbstständig mein Büro ein, stellt es um, korrigiert meine Sitzhaltung oder meldet mich bei meinem Arbeitgeber krank, wenn ich Gefahr laufe, mental überlastet zu sein. Wichtig ist, dass die KI uns dient und nicht umgekehrt. Außerdem gibt es einige Bereiche, in denen KI auch in 20 Jahren den Menschen nicht ebenbürtig sein wird - immer dann, wenn Fingerspitzengefühl oder Einfühlungsvermögen benötigt wird, brauchen wir Menschen statt Maschinen. Schließlich benötigen wir alle Grundkenntnisse über KI, da wir alle damit arbeiten werden; ähnlich wie inzwischen alle mehr oder weniger gut mit typischen Büro-Computer-Anwendungen umgehen können.
Wie werden sich die Erwartungen an die Work-Life-Balance und flexible Arbeitsmodelle in der Zukunft entwickeln?
In vielen Arbeitsmärkten in industrialisierten Staaten sehen wir einen Trend zum Arbeitnehmermarkt, das heißt, die Arbeitnehmerseite ist im Vorteil und kann mehr fordern. Der daraus resultierende Ruf nach mehr Balance wird oft zu Unrecht der Generation Z zugeschrieben; sie ist schlicht in der privilegierten Situation, jetzt erst in diesen Arbeitsmarkt einzusteigen und kann jahrzehntelange Forderungen von Gewerkschaften und Betriebsräten auf die nächste Stufe heben. Flexibilität ist nicht für alle die Patentlösung, insgesamt müssen sich Arbeitgeber aber darauf einstellen, dass sie flexibler und agiler auf die Bedürfnisse der Belegschaft reagieren können müssen. Die Zeit großer Bürogebäude ist vorbei, zumindest von einzelnen Arbeitgebern. Co-Working und Co-Living oder die internationale Wahl des Arbeitsorts gehören für einige Branchen schon zum Alltag, gerade der Mittelstand tut sich aber oft noch schwer damit.
Welche Rolle werden soziale Kompetenzen und emotionale Intelligenz in einer zunehmend technisierten Arbeitswelt spielen?
Eine wachsende! Je mehr Technisierung wir erleben, umso wichtiger werden die sogenannten Soft Skills. Schon heute entscheiden Recruiter eher nach der kulturellen Passung ins Team, ob jemand eingestellt wird. Natürlich brauche ich auch in Zukunft noch Hard Skills, also Fertigkeiten, Fähigkeiten, Kompetenzen - doch die "informelleren" Skills wie Empathie, Kommunikation, Selbstmotivation, Selbstmanagement, Achtsamkeit, etc. überholen die klassischen Qualifikationen längst.
Ladina Meier-Ruge (32), Spitzensportlerin im Biathlon und Medizinerin. Mehrfache Weltcupathletin und Mitglied im Kader von Swiss-Ski. Verbandsärztin bei Swiss-Ski Biathlon
Wie hast du es geschafft, Deine Zeit zwischen Biathlon-Training auf Spitzensportniveau, dem anspruchsvollen Medizinstudium und Deinem Privatleben so effizient zu organisieren?
Ich habe gelernt flexibel zu bleiben. Der Spitzensport, das Studium sowie auch das Privatleben sind dynamische Ströme, die sich laufend verändern. Auf das muss man reagieren können mit viel Lockerheit. Und das gelingt, wenn man einen Schritt zurück macht, die Perspektive wechselt. Indem man sich bewusst wird, dass es ein Privileg ist dies so machen zu dürfen und jeder Situation etwas Positives abgewinnt. Auch sehr wichtig ist die Kommunikation. Wenn man mit den Leuten kommuniziert, ihnen die Situation erklärt und Lösungsvorschläge bringt, dann ist sehr viel mehr möglich an Organisation.
Welche Strategien oder Methoden wendest Du an, um in stressigen Zeiten die Balance zwischen sportlicher Höchstleistung und geistiger Anstrengung zu halten?
Der Sport ist ein Wundermittel. Viel habe ich für mich trainiert, in absoluter Ruhe. Das hat dem Geist die Möglichkeit gegeben, sich zu erholen und Gedankengänge abzuarbeiten und neue Planungen aufzugleisen. Die Wettkämpfe verlangen dann auch geistig vieles ab. Da helfen die Arbeitsaufgaben. Diese stelle ich gerne in meinem Vortrag vor.
Welche Skills aus dem Spitzensport sind für Dich im beruflichen Alltag besonders wichtig?
Ruhig bleiben in Drucksituationen, Ausdauer, Selbstbewusstsein, Kommunikation, Teamwork. Gerne auch dazu mehr in meinem Vortrag!
Selina Zimmermann (27), ehemalige Kanutin und mehrfache Schweizer Meisterin, Europameisterin, Weltmeisterin
Du hast zahlreiche nationale und internationale Erfolge im Wildwasser Kanurennsport erzielt, darunter mehrere Schweizermeistertitel, Europameistertitel und sogar Weltmeistertitel. Was waren für Dich die wichtigsten Faktoren, die zu diesen Erfolgen geführt haben, und wie hast Du Dich mental und körperlich auf solche Wettkämpfe vorbereitet?
Für mich waren Disziplin, Leidenschaft und Durchhaltevermögen die wichtigsten Faktoren, um meine sportlichen Erfolge zu erreichen. Im Kanurennsport spielen Technik, Ausdauer und Kraft eine zentrale Rolle, aber auch der mentale Aspekt darf nicht unterschätzt werden. So war es zum Beispiel wichtig, sich die Wettkampfstrecken vorzustellen, um in Wettkampfsituationen konzentriert zu bleiben. Körperlich habe ich mich mit einem strukturierten Trainingsplan vorbereitet, der sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining beinhaltete. Zusätzlich war die Unterstützung meines damaligen Trainers und meiner Familie eine große Motivation, die mir geholfen hat, immer wieder über meine Grenzen zu gehen.
Der Leistungssport verlangt nicht nur körperlich, sondern auch mental viel ab. Wie hast du es geschafft, die Balance zwischen Deinem intensiven Training, Wettkämpfen und Deinem privaten Leben zu halten? Wie bist Du mit dem Druck und den hohen Erwartungen umgegangen?
Die Balance zwischen Training und Privatleben zu finden, war oft eine Herausforderung. Eine klare Struktur im Alltag half mir, die verschiedenen Verpflichtungen zu koordinieren, denn neben dem Sport besuchte ich die Schule, nahm Unterricht an der Musikschule oder arbeitete noch, um die Ausgaben für den Sport zu finanzieren. Der Druck und die hohen Erwartungen, sowohl von außen als auch vor allem von mir selbst, waren definitiv da, aber ich habe gelernt, mich auf das zu konzentrieren, was ich kontrollieren kann, nämlich meine Vorbereitung und meine Leistung im Moment. Auch mein Umfeld, das mich immer unterstützt hat, war entscheidend, um mich mental zu stärken und mit dem Druck umzugehen.
Nach all diesen beeindruckenden sportlichen Erfolgen hast Du 2024 mit dem Master (MSc) in Sport, Bewegung und Gesundheit an der Universität Basel abgeschlossen. Was sind Deine nächsten Ziele?
Nach dem Abschluss meines Masters in Sport, Bewegung und Gesundheit versuche ich bereits jetzt meine Leidenschaft für den Sport als Sportwissenschaftlerin und Projektmitarbeiterin beim Kanton Schwyz in die Sportförderung einfliessen zu lassen. Mein nächstes Ziel ist es, mich im Bereich Marketing weiterzubilden und diese Kenntnisse idealerweise in der Sportbranche anzuwenden.