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BWL-Institut Basel


Mach´ keine kleinen Pläne. Sie haben nicht den Zauber, das Blut der Menschen in Wallung zu bringen. Sie werden nicht realisiert. Mach´ große Pläne, setze Dir hoffnungsvoll die höchsten Ziele
- und arbeite.


Daniel Hudson Burnham
(1846 - 1942, Architekt in Chicago)


   Interview mit Jürgen Höller

Basel, 18.02.2006

"Die Kunst zu leben, kann jeder lernen"

Europas bekanntester Motivationstrainer Jürgen Höller hat mit seinem "Powerday" am 18. Februar 2006 vor über 150 Zuhörern in Basel gastiert / Dr. Ralf Andreas Thoma vom Veranstalter Betriebswirtschaftliches Institut & Seminar Basel AG sprach mit Höller nach seinem erfolgreichen Vortrag im UBS-Ausbildungszentrum.

Dr. Ralf Andreas Thoma: Nach Ihrer Lebenskrise haben Sie wieder auf die Bühne zurückgefunden. Gibt es ein Patentrezept für ein erfolgreiches Comeback?

Jürgen Höller: Wer hinfällt, hat zwei Möglichkeiten. Er bleibt liegen oder er steht wieder auf. Hinfallen ist keine Schande, liegen bleiben schon. Ich bin wieder auf die Bühne zurückgekehrt. Ich habe gelernt und werde das Rad nicht mehr so groß drehen. In meinen Hochzeiten hatte ich 140 Mitarbeiter, die ernährt werden mussten. Ich kehre zurück zu den Anfängen. Ich mache - wie man hier in Basel gesehen hat - erfolgreich weiter. "Nie aufgeben" ist meine Botschaft. Ich glaube sogar, dass ich durch die Erfahrungen gereifter bin als früher.

Wie kam der tiefe Fall von Europas Motivationsguru, dessen Unternehmen einen geschätzten Börsenwert von rund 550 Mio. DM (ca. 280 Mio. Euro) hatte?
Nach der Insolvenzanmeldung der Inline AG 2001 habe ich Panik bekommen. Ich habe für 7 Mio. DM Anlegergelder die Haftung übernommen, falls der geplante Börsengang ausfallen sollte. Ich habe private Gelder vor der Insolvenz zu retten versucht. Hinzu kam, dass ich ein Darlehen aus einer anderen Firma entnahm, die zu 94% mir und zu 6 % einem meiner Söhne gehörte, ohne das Vormundschaftsgericht einzuschalten. Da dieses Unternehmen eine GmbH war entsprach diese Vorgehensweise einer Untreue - obwohl ich nicht einmal wusste, etwas falsch gemacht zu haben ... Wegen Untreue, Bankrotts, einer Steuerhinterziehung über 20.000 € und falscher eidesstattlicher Versicherung saß ich dann schließlich 18 Monate bis April 2004 in Haft. Ich habe Fehler gemacht und die Verantwortung übernommen. Andererseits kann vielleicht jeder nachvollziehen, in welcher Paniksituation man sich befindet, wenn einem bewusst wird, dass sogar die private Altervorsorge eingezogen wird.

Wie haben Sie selbst die Lebenskrise psychologisch verarbeitet?
Ich hatte das Gefühl mit Tempo 300 ohne Sicherheitsgurt gegen eine Betonmauer zu fahren. Die erste Zeit in einer 9 qm großen Zelle war unglaublich hart. Zunächst war ich wie gelähmt und habe die ersten Wochen wie in Trance gelebt. Doch dann erwachte tief in mir mein unerschütterlicher Optimismus, breitete sich meine innere Kraft immer stärker aus. Ich habe natürlich meine Methode angewandt, die mich so erfolgreich gemacht und so vielen tausend Menschen geholfen hatte. Ich setzte mir schon am zweiten Tag Ziele, die darin bestanden, dass ich mir schwor, egal, wann ich wieder aus der Haft herauskommen sollte, körperlich topfit zu sein. Ich schrieb mir positive Suggestionen an den Spiegel meiner Zelle, vor allem sagte ich mir immer und immer wieder: Ich schaffe es, ich schaffe es. Ich habe es geschafft, wieder auf der Bühne zu stehen und zwar überaus erfolgreich. So erfolgreich, dass ich heute sicherlich wieder zu den drei oder vier erfolgreichsten Trainer Europas zähle.

Der "Powerday" in Basel lag einem ganz neuen Konzept zugrunde. Ist "Lifing - die Kunst zu leben" das Ergebnis des Höller´schen Nachdenk-Prozesses ?
Natürlich (oder besser ausgedrückt: Hoffentlich…) habe ich mich weiterentwickelt und verändert. Zu 80 % war das früher von mir vorgetragene Wissen richtig und ist auch heute noch Bestandteil meiner Seminare. Aber die restlichen 20% entsprechen meiner Reifung. Und so gesehen war die ganze Krise ja auch sinnvoll. Meine auf den Power-Day folgenden 3-Tages-Seminare (der Power-Day kann ja nur zum Kennenlernen und ´Schnuppern` dienen), heißen ja auch:
L i f i ng = die Kunst zu leben
Das heißt: Beruf und finanzieller Erfolg spielen eine wichtige Rolle. Es gibt aber mehr: Es reicht nicht, mit 60 auf einer Finca in Spanien zu leben, wenn die Gesundheit ruiniert ist und die Ehe kaputt ist. Mein Ansatz ist deshalb ganzheitlich. In den Lifing-Seminaren, die im kleineren Rahmen stattfinden, erläutere ich den Teilnehmern die grundlegenden Lebensgesetze, nach denen unser Leben funktioniert. Unser Leben funktioniert immer - die Frage ist nur, ob die Resultate uns zufrieden stellen und falls nicht, wie wir die Lebensgesetze besser integrieren können, um neue, bessere Ergebnisse zu erzielen (der nächste Lifing-Termin in der Schweiz ist übrigens vom 4. - 6.5. in Interlaken).

Erfolgreich zu sein ist der große Wunsch vieler Menschen. Bekommen die Menschen mit dem Besuch eines "Powerdays" so viel Kraft für den Erfolg?
Ich kann nicht allen Menschen, die heute beim "Powerday" in Basel waren, versprechen, dass sie erfolgreich werden. Jeder Mensch kann nur durch sein eigenes Handeln erfolgreich werden. Mein ganzheitlicher Ansatz sieht vor, dass jeder angehalten ist, neue Inhalte im Vergleich zu seinem bisherigen beruflichen oder privaten Leben zu setzen. Daraus ziehen sie Erkenntnisse und entwerfen einen konkreten Handlungsplan. Ohne Handeln gibt es keine Veränderungen.

Viele Menschen haben das Gefühl, keine echte Erfüllung im Leben zu finden. Wie bekommt ein Mensch wieder seine Vitalität und Unbekümmertheit von früher zurück?
Zunächst gibt es keine Wirkung, also kein Resultat, ohne dass es, bewusst oder unbewusst, verursacht worden ist. Nur wenn Sie selber wissen, was Sie in ihrem Leben antreibt und wie Sie diese gewaltigen Kräfte nutzen können, können Sie mit Ihren Aufgaben stimmig leben. Dann werden Sie das Glück finden, nach dem Sie und andere Menschen letztendlich suchen.

Mit der Autosuggestion "Ich bin der Beste" haben Sie früher motiviert. Warum heute nicht mehr?
Ich habe mich auch in diesem Punkt geändert: "Ich gebe mein Bestes", heißt heute meine Devise. Das hat eine komplett andere Auswirkung als "Ich bin der Beste." Das würde ich heute nicht mehr so sagen. Wenn ich sage "Ich bin der Beste" gibt es erstens einen Verlierer und zweitens habe ich versagt, wenn ich nur Zweitbester bin. Da bleibt nur Frust. Wenn ich aber mein Bestes gebe, und werde dann Vierter, weil es einfach drei Bessere gegeben hat, fühle ich mich trotzdem als Gewinner, weil ich immerhin Vierter geworden bin.

Welche Ziele haben Sie persönlich in nächster Zeit?
Ich habe fast eine Million Menschen in Seminaren trainiert, viele bekannte Politiker und Künstler, viele Spitzensportler persönlich gecoacht. Meine Bücher sind in einer Gesamtauflage von mehr als einer Million Exemplare erschienen. Meine Vision ist eine eigene Fernseh-Sendung, in der ein großes Publikum von Menschen die Lifing-Methode lernen kann. Jeder kann die Lebensgrundsätze für ein erfolgreiches und glückliches Leben lernen.

Vielen Dank für das Gespräch!